06.12.2022

Ohne Fachkräfte keine Bildung für die Jüngsten

Im Bildungssystem fehlt es auf allen Ebenen an Lehrpersonen. Während für die Volksschule Lösungen geschaffen wurden, wie beispielsweise im Kanton Zürich der Zugang zur Pädagogischen Hochschule für geeignete Lehrpersonen ohne Diplom, ist die familienergänzende Bildung und Betreuung grösstenteils auf sich allein gestellt. Der Verband Kinderbetreuung Schweiz (kibesuisse) fordert deshalb in seiner Medienmitteilung, dass Bildung gesamthaft gedacht wird und Lösungen für den Fachkräftemangel in der familienergänzenden Bildung und Betreuung auf nationaler und kantonaler Ebene erarbeitet werden.

Ein angekündigtes Problem 

Seit Jahren warnt die Branche der familienergänzenden Bildung und Betreuung, dass die Fachkräfte fehlen. In den letzten Monaten hat sich die Situation weiter zugespitzt. Die Meldungen von Mitgliedern beim Verband Kinderbetreuung Schweiz (kibesuisse) häufen sich: Sie finden kaum geeignetes Personal – unabhängig davon, ob es sich um Mitarbeitende für eine Kindertagesstätte (Kita), für die schulergänzende Betreuung oder für Tagesfamilienorganisationen handelt. Mit weniger Betreuungspersonen wird es immer schwieriger, eine hohe pädagogische Qualität aufrecht zu erhalten. Das bestehende Personal wird ausgelaugt und verlässt die Branche – als Konsequenz können weniger Kinder familienergänzend betreut werden. 

Unter dieser zutiefst beunruhigenden Situation leiden primär die Kinder. Verschiedene Studien und die Erfahrung in der Praxis zeigen, dass Kinder, die zum Beispiel in einer Kita waren, weniger Probleme während ihrer schulischen Laufbahn haben. Bildung beginnt schon früh. Unter fehlenden Betreuungsplätzen leidet aber auch die Volkswirtschaft. Wenn mehr Kinder zu Hause betreut werden müssen, fehlen wiederum die Eltern als Fachkräfte auf dem jetzt schon ausgetrockneten Stellenmarkt. 

Die Politik ist gefordert 

Die Politik hat es in der Hand, die Rahmenbedingungen zu verbessern: Unterstützung für Aus- und Weiterbildungen, Erhöhung und Erweiterung von Subventionen, Gewährung des Teuerungsausgleichs auf schon bestehende Subventionen – das sind nur einige mögliche Massnahmen, die einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel leisten können. 

Doch bislang ist wenig Änderungswille zu sehen. Die geplanten Änderungen des Kinder- und Jugendhilfegesetzes im Kanton Zürich wurden von kibesuisse in ihrer Stellungnahme stark kritisiert. Die Vorlage braucht dringend eine grundlegende Überarbeitung unter Einbezug der familienergänzenden Bildungs- und Betreuungsbranche. Und auch die kürzlich veröffentlichten Empfehlungen der SODK und EDK zur Qualität und Finanzierung lassen Mut zu einem visionären Grundlagenpapier vermissen. 

Die Aussage eines kibesuisse-Mitglieds «Unsere Branche brennt» klingt zwar alarmistisch, ist aber harte Realität. Nun gilt es, das Feuer gemeinsam zu löschen, damit die Betreuungspersonen sich wieder dem widmen können, weshalb sie den Beruf gewählt haben – der Bildung und dem Wohl unserer Kinder. 

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